Ich bin es leid, dass ich gefragt werde, ob ich denn nicht den Wunsch hege eine Familie zu gründen, wenn ich sage, dass ich Journalistin in Asien werden möchte. Mit Kindern könne man nicht reisen und müsse ich überhaupt erst mal einen passenden Mann finden, der mit so einer Frau zurechtkommt. Würde ein Mann in der gleichen Situation vor diese Lebensfragen gestellt werden?
Ich bin es leid, wenn meine Oma mir sagt, dass ich jetzt mein Leben leben solle, bevor ich Kinder in die Welt setze. Sie sei stolz auf mich, doch müsse ich der Realität ins Auge schauen.
Ich bin es leid, in meinem Alltag ständig mit sexistischer Werbung konfrontiert zu werden, die mein Geschlecht als Ware feilbietet. Frauen sind sexy, Frauen haben lange Haare, Frauen wollen Mütter sein, Frauen wollen Karriere machen, müssen ihre Chancen nutzen, denn noch nie waren sie so vielversprechend wie heutzutage. Alt werden sie dabei natürlich nicht.
Ich bin es leid, einen Traum zu haben und von vielen Seiten der Gesellschaft einen unnötigen Gegenwind zu bekommen. Ich glaube an mein Ziel irgendwann in Asien zu leben, von der Varietät unserer menschlichen Identität zu berichten und ich glaube auch daran, dass diese Zukunft eine Familie nicht ausschließen wird. Doch manchmal packt mich auch der Zweifel, denn die böse flüsternden Stimmen der gesellschaftlichen Erwartungen können mir auf perfide Weise einreden ich läge falsch.
Ich liege nicht falsch!
Ich bin wirklich froh in Deutschland zu leben. Im Ländervergleich bezüglich der Frauenrechte stehen wir nicht schlecht dar. Dennoch verdient eine Frau im Schnitt 22% weniger als ein Mann, steht weiterhin im Spannungsfeld zwischen Beruf und Familie, fühlt sich im Fitnessstudio immer noch unwohl, wenn sie im Freihantelbereich trainieren möchte – zumindest geht es mir und vielen meiner Freundinnen so.
Ich bin es leid, dass die westliche Welt vorwurfsvoll mit dem Finger auf Entwicklungsländer zeigt, in denen Frauen nichts wert zu sein scheinen. Klar, es muss auf diese Länder aufmerksam gemacht werden. Doch kommt es mir so vor, als ob dieser Fingerzeig unsere Gesellschaft über andere erheben soll. Nach dem Motto: „Schaut was wir erreicht haben. Das müsst ihr erst mal aufholen!“
Mir scheint, dass dieser Finger einen langen Schatten auf unsere eigenen Probleme werfen soll um diese darunter zu verstecken.
Mit dieser Attitüde kommen wir nicht weiter!
Wir sollten das Erbe verstorbener FrauenrechtlerInnen ehren, in dem wir weiter an den Ungleichheiten der Geschlechter arbeiten. Dabei vertrete ich die Auffassung eines intersektionalen Feminismus – das heißt sowohl für die Rechte der Frauen, als auch für die Männer einzustehen.
Zusammen! Nicht gegeneinander!
Wir sollten nicht in der Bequemlichkeit der Errungenschaft des Frauenwahlrechtes stagnieren.
Wir sind es leid!
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